Ein träges Spiel endet mit einer 1:0-Niederlage.
Meisterschaft 5, 14.09.25, FC Brüttisellen-Dietlikon – FCH 1, 1:0 (0:0)
Es war von Beginn an klar: Der Sonntagnachmittag in Brüttisellen würde kein Spaziergang werden. Auf der einen Seite die Herrliberger, mit vier Siegen in Serie in die Saison gestartet, auf der anderen das noch punktelose Brüttisellen-Dietlikon – zwei komplett unterschiedliche Ausgangslagen.
Zusätzlich erschwert wurde die Aufgabe durch den Platz: Das Gras stand extrem hoch, angeblich wegen Lärmklagen der Anwohner, die verhindern, dass der Mähroboter am Wochenende läuft. Ironischerweise donnerte während des Spiels ein Flieger nach dem anderen über die Anlage, so laut, dass man kaum sein eigenes Wort verstand. So viel dazu. Mit Lärmklagen von nervigen Anwohnern kennt sich der FCH ja bestens aus – wir helfen gerne aus. Fakt war: ein schwer bespielbarer Platz und ein Gegner, der sich mit einem ultradefensiven 5-1-4-System tief in der eigenen Hälfte verschanzte.
Die erste Halbzeit war kein Augenschmaus und äusserst zäh. Herrliberg versuchte, das Spiel zu machen, während die Hausherren kompromisslos verteidigten und auf Konter lauerten. Ohne den verletzten Spielmacher Vizner fehlten den Gästen allerdings die zündenden Ideen. Zudem wirkte das Team insgesamt träge – im Kopf wie in den Beinen oft einen Tick zu spät, die Laufbereitschaft zu gering, um in gefährliche Räume zu kommen.
Die Seebuben hatten dennoch ein paar Halbchancen: ein Abschluss von Scot, ein starker Kopfball von Gamboni nach Daulls präziser Flanke. Doch zwingend war das alles nicht. Die beste Gelegenheit hatte Brüttisellen – der Angreifer scheiterte aber in extremis an Goalie Vasilj und dem Pfosten.
Zwischen der 35. und 38. Minute wurde es hektisch: Erst sah der gegnerische Trainer Gelb, kurz darauf kassierte Farah für ein Foul ebenfalls eine Karte. Nur eine Minute später folgte die Szene, die das Spiel entscheidend prägte: Farah lief beim Abkick des gegnerischen Torhüters durch, ohne ihn zu gefährden oder aktiv in den Ball zu springen. Trotzdem zückte der Schiedsrichter zur Überraschung aller die zweite Gelbe – Rot für Farah. Eine äusserst harte Entscheidung, die das Spiel massiv beeinflusste. Als Fazit der ersten Halbzeit musste man einsehen, dass man offensiv zu schwach war. Defensiv musste man ansonsten wenig zulassen.
Die zweite Halbzeit mussten die Herrliberger in Unterzahl bestreiten. Trainer und Spieler reagierten mutig, stellten auch in Unterzahl auf ein offensives 3-4-2 um. Scot und Daull mussten aus taktischen Gründen in der Pause weichen. Das Team spielte weiter voll auf Sieg. Trotz weniger Spielern hatten die Gäste mehr Ballbesitz, mehr Strafraumszenen – doch das Tor fiel auf der anderen Seite: Nach einem Fehlpass im Aufbau nutzte Brüttisellen die Lücke und schloss in der 60. Minute zum 1:0 ab. Der schönste Angriff der Hausherren im ganzen Spiel – leider tödlich effizient.
Defensiv machte Herrliberg danach vieles richtig, verteidigte Mann gegen Mann und liess kaum Chancen zu. Das Problem lag vorne: In der Offensive fehlte die Durchschlagskraft, zu viele einfache Ballverluste, zu wenig Kreativität. Zwar erarbeitete man sich zahlreiche Freistösse und Eckbälle – mit den kopfballstarken Lustgarten, Cavaliere, Wyss, Gaube und später Carlson auf dem Feld eigentlich ein klares Plus. Doch blieben die Standards erschreckend harmlos. Die beste Möglichkeit hatten Wyss und Haussmann, die eine scharfe Hereingabe von Ochchaev nur um Zentimeter verpassten.
Am Ende ärgerte man sich noch über die knapp bemessenen drei Minuten Nachspielzeit – immerhin hatte Brüttisellen nach dem Tor verständlicherweise jede Gelegenheit genutzt, das Tempo zu verschleppen. Doch die Schuld beim Schiedsrichter zu suchen, wäre zu billig. Der Unparteiische zeigte insgesamt eine solide Leistung, auch wenn der Platzverweis überhart war. Diese Niederlage geht klar auf die eigene Kappe.
Zu wenig Power, zu wenig Laufbereitschaft, fehlende Präzision im letzten Pass und im Abschluss – das war einfach nicht genug. Am Ende musste man Brüttisellen-Dietlikon gratulieren. Die Gastgeber kämpften 90 Minuten lang aufopferungsvoll, und ihre Taktik ging zum Schluss auf. Wie letztes Jahr waren die Spiele gegen Brüttisellen-Dietlikon hart umkämpft, aber fair, und man wurde auch gastfreundlich empfangen.
Nachdem die Seebuben bereits gegen Gossau nicht perfekt ins Spiel gestartet sind, schaffte man es in den darauffolgenden Spielen gegen Bassersdorf, Stäfa und Beringen immer hervorragend, aus der Kabine zu kommen. Zum zweiten Mal konnte man dies in Brüttisellen leider nicht wie gewünscht umsetzen. Jetzt gilt es, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Trotz allem: Die Mannschaft ist weiterhin gut in der Meisterschaft unterwegs. Wichtig wird sein, diesen bitteren Nachmittag schnell abzuhaken, die Lehren mitzunehmen und mit frischer Energie weiterzumachen. Bereits am Donnerstag steht die 2. Cuprunde in Affoltern am Albis an – mit einem guten Auftritt will das Fanionteam unbedingt in die 3. Runde einziehen.
Ein grosses Dankeschön geht an die vielen mitgereisten Zuschauer: Ihr habt für eine tolle Kulisse gesorgt! Auch wenn die Mannschaft dieses Mal nicht restlos überzeugen konnte – sie wird alles daransetzen, euch schon bald wieder mitreissende Spiele zu liefern.