Durchzogene Wochen für die 1. Mannschaft.
Meisterschaftsspiel 10, 25.10.2025, FC Herrliberg 1 – FC Küsnacht 1, 4:1 (1:1)
Nach der bitteren Niederlage in Wald war bei den Herrlibergern Wiedergutmachung angesagt. Doch einfach würde das nicht werden, auch wenn die Tabelle auf den ersten Blick anderes versprach. Zu Gast war nämlich das Letztplatzierte Küsnacht, das bisher gerade mal einen Punkt geholt hatte. Wer aber dachte, das werde ein gemütlicher Abendspaziergang, täuschte sich gewaltig. Küsnacht war deutlich besser, als es die Rangliste vermuten liess. Und wie man weiss: Derbys schreiben ihre eigenen Gesetze und das garstige Herbstwetter tat sein Übriges. Es war alles angerichtet für ein spannendes Duell, das erste Derby seit sechs Jahren!
Beide Teams mussten mit reduziertem Kader antreten. Beim FCK fehlten einige Routiniers, während der FCH aufgrund mehrerer Verletzter und Abwesender auf Unterstützung aus der 2. Mannschaft angewiesen war, was dank des starken 3. Liga-Teams bestens funktionierte.
Die Startphase war beidseits nervös, geprägt von Fehlpässen und wenig Struktur. Nach rund einer Viertelstunde, just in dem Moment, als Herrliberg langsam besser ins Spiel kam, schenkte man den Gästen förmlich die Führung: Nach einem weiten Abschlag des Küsnachter Keepers traf ein Herrliberger Verteidiger den Ball nicht richtig und legte ihn damit perfekt für Flügelspieler Huber auf, der eiskalt verwertete. Nach 277 torlosen Minuten in der Meisterschaft fand Küsnacht damit endlich wieder den Weg ins Netz und das Tor wirkte wie ein Befreiungsschlag.
Plötzlich waren die Gäste hellwach, bissiger, lauter, sie gewannen mehr Zweikämpfe und pushen sich gegenseitig wie ein Rudel Wölfe. Herrliberg hingegen wirkte verunsichert, fand kaum den Tritt und liess den gewohnten Spielwitz vermissen. Erst ab der 35. Minute kam etwas Struktur rein, Vizner hatte zwei gute Chancen zum Ausgleich und in den letzten zehn Minuten vor der Pause übernahm das Heimteam endlich wieder das Kommando.
In der 37. Minute setzte sich Lauener in einem Kopfballduell gegen zwei Küsnachter durch, der Ball landete bei Vizner, der mit seinem starken Antritt allein aufs Tor zog, aber am Torhüter scheiterte. Der Abpraller fiel Gamboni vor die Füsse und der blieb eiskalt: 1:1! Die Gäste reklamierten zwar ein Foulspiel, aber auch auf den Videoaufnahmen lässt sich die Szene nicht eindeutig klären – kann man pfeifen, muss man aber nicht. Bitter für Küsnacht: Nach dem Abschluss traf Vizner den am Boden liegenden FCK Verteidiger unglücklich am Kopf, was eine längere Unterbrechung zur Folge hatte. Während Herrliberg den wichtigen Ausgleich bejubelte, haderten die Gäste mit dem Schicksal.
Mit dem 1:1 ging’s in die Pause ein Zwischenstand, mit dem der FCH gut leben konnte. Küsnacht hatte clever gespielt, den Hausherren das Leben schwer gemacht und war definitiv auf Augenhöhe.
Nach dem Seitenwechsel kam Herrliberg viel energischer aus der Garderobe. Offenbar hatte die Halbzeitansprache Wirkung gezeigt und wohl auch ein paar deutliche Worte enthalten. Nun trat das Heimteam wieder mit dem Selbstverständnis auf, das man am auf dem Langacker gewohnt ist. In der 47. Minute tankte sich Lenny Brauchli nach einem Einwurf stark durch, spielte zu Lauener, der auf Gamboni ablegte und der versenkte das Leder sicher im langen Eck: 2:1.
Der Treffer beflügelte das Heimteam, das nun befreit aufspielte. Doch Küsnacht blieb gefährlich und kam zweimal beinahe zum Ausgleich. Dann folgte in der 65. Minute der grosse Auftritt von Lauener: Nach einem langen Ball von Lustgarten setzte er sich mit purem Willen gegen zwei Verteidiger durch und knallte den Ball zum 3:1 ins Netz. Die Küsnachter reklamierten erneut lautstark, dieses Mal völlig zu Unrecht. Der Zweikampf war hart, aber sauber, Schulter an Schulter. Auf dem Video klar zu sehen: Alles regulär.
Danach war das Spiel entschieden. Herrliberg spielte abgeklärt, liess keine Chancen mehr zu und setzte selbst noch ein paar gefährliche Nadelstiche. Die Zweikämpfe wurden härter, ein paar Nettigkeiten gehörten im Derby natürlich dazu, aber alles blieb im fairen Rahmen. In der Nachspielzeit setzten Brauchli und Vizner mit einem schönen Konter und dem 4:1 den Deckel drauf.
Nach dem Abpfiff suchten einige Küsnachter die Schuld beim Schiri-Trio aus Bern, lautstark und mit deutlicher Gestik. Auch einige Zuschauer taten ihren Unmut kund. Fakt ist: Das 1:1 war diskutabel, ansonsten aber leitete das Trio die Partie ruhig, souverän und fehlerfrei. Dass der sonst faire FCK in dieser Szene etwas die Nerven verlor ist eigentlich gar nicht FCK-like
Küsnachts Frust war dennoch nachvollziehbar: Sie zeigten eine bärenstarke erste Halbzeit, waren auch nach dem 2:1 zweimal nahe am Ausgleich und mussten sich am Ende trotzdem geschlagen geben. Herrliberg verdiente sich den Sieg mit einer klaren Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit und dem besseren, reiferen Auftritt in den letzten 30 Minuten.
Küsnacht ist besser als sein Tabellenplatz, zeigte Moral und Qualität, Herrliberg aber nutzte den Heimvorteil eiskalt und bleibt damit zu Hause unantastbar. Und das nächste Derby im Frühling darf freudig erwartet werden.
Frühschicht in Wald – und Herrliberg verschläft den Wecker
Meisterschaftsspiel 9, 19.10.2025, FC Wald 1 – FC Herrliberg 1, 3:2 (1:1)
Sonntagmorgen, 10:15 Uhr in Wald. Für viele die Zeit, in der der Kaffee noch dampft und die Gipfeli in den Ofen geschoben werden. Doch für den FC Herrliberg hiess es: Schuhe binden, raus auf den Platz, wach sein. Theoretisch jedenfalls. Praktisch wirkte es, als ob die Goldküsten-Kicker den Wecker etwas zu oft auf „Snooze“ gedrückt hätten.
Von Beginn weg war Wald frischer, giftiger, aggressiver und gefühlt gewannen sie 80 Prozent der Zweikämpfe, holten jeden zweiten Ball und legten eine Energie an den Tag, die jedem Sonntagsbrunch Konkurrenz machte. Der Aufsteiger spielte mutig nach vorne, druckvoll und mit Tempo. Man sah: Das Team von Trainer Juric ist eine eingeschworene Truppe, da geht jeder für jeden, jeder Sprint wird gemacht, jedem Ball wird gejagt.
Herrliberg dagegen kam kaum ins Spiel. Fehlpässe, verlorene Zweikämpfe und zu wenig Biss prägten das Bild. Nur dank Goalie Kaiser blieb das 0:0 bestehen, er rettete mehrfach stark und hielt sein Team im Spiel.
Und dann wie aus dem Nichts fiel das 1:0 für die Gäste! Nach einem Eckball kam Farah an der Strafraumgrenze an den Ball und drosch das Leder wuchtig und unhaltbar ins Netz. Was für ein Schuss! Jubel beim FCH, Frust beim Heimteam. Doch die Freude währte kurz: Der Linienrichter hob plötzlich die Fahne, nicht etwa wegen Offside, sondern wegen eines angeblichen Foulspiels am Torhüter. Aus einer Distanz von rund 35 Metern hatte er im Getümmel offenbar etwas gesehen, das sonst niemand sah. Kein Herrliberger fühlte sich schuldig, kein Waldner reklamierte. Eine sehr kreative Entscheidung und für Herrliberg natürlich doppelt bitter.
Wald machte danach dort weiter, wo sie aufgehört hatten, mit Druck, Tempo und Spielfreude. Folgerichtig gingen sie kurz darauf verdient mit 1:0 in Führung und hatten sogar das 2:0 auf dem Fuss. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit fand Herrliberg etwas besser ins Spiel. Nach einem Angriff über rechts verlängerte Lauener clever auf Gaube, der abgeklärt zum 1:1-Ausgleich traf. Mit diesem Resultat ging’s in die Pause und das schmeichelte dem FCH durchaus.
Nach dem Seitenwechsel wollte Herrliberg endlich die Wende schaffen, doch was folgte, war Ernüchterung. Wieder war es Wald, das das Zepter übernahm. Mit zwei Treffern in der 56. und 58. Minute stellten die Zürcher Oberländer innert zwei Minuten auf 3:1. Zwei Nadelstiche, die sassen und die Partie schien entschieden.
Danach liess Wald etwas nach, während Herrliberg einfach nicht wusste, wie reagieren. Erst in den letzten 15 Minuten kam wieder Leben ins Spiel: Die Gäste stellten um, brachten frische Kräfte und warfen alles nach vorne und erhöhten das Risiko. Endlich kam Druck auf das Walder Tor und Vizner belohnte die Bemühungen in der 80. Minute mit dem Anschlusstreffer zum 3:2. Jetzt war Feuer drin.
Die Gäste drückten, Wald konterte, das Spiel wogte hin und her. In der 91. Minute bat der bereits verwarnte Cavaliere förmlich um die Gelb-Rote Karte. Nachdem er kurz zuvor schon Glück gehabt hatte, flog er diesmal zurecht vom Platz. Trotzdem kam Herrliberg mit dem letzten Eckball noch zu einer Riesenmöglichkeit, aber Wald klärte in Extremis.
So blieb’s beim 3:2-Heimsieg für den Aufsteiger. Für Herrliberg eine unglückliche, aber nicht unverdiente Niederlage. Ein Punkt wäre durchaus drin gelegen, doch Wald überzeugte mit einer leidenschaftlichen und geschlossenen Teamleistung – von der ersten bis zur letzten Minute.
Herrliberg zeigt Heimspielfreude pur
Meisterschaftsspiel 8, 11.10.2025 FC Herrliberg 1 – FC Phönix Seen 1, 4:1 (1:1)
Zuhause läuft’s einfach. Und wenn der Gegner Phönix Seen heisst, war die Motivation ohnehin besonders gross, schliesslich hatte Herrliberg mit den Winterthurern noch zwei offene Rechnungen zu begleichen: das bittere Cup-Aus in der zweiten Runde und die ärgerliche Niederlage kurz vor Ostern in der letzten Saison. Beide Male auswärts. Dieses Mal jedoch hiess es: Heimspiel, Flutlicht, Wiedergutmachung.
Von Beginn weg war klar: Der FCH wollte hier nichts anbrennen lassen. Spielfreude pur, Tempo, präzise Kombinationen, Herrliberg spielte wie aus einem Guss und schnürte die Gäste phasenweise in deren eigener Platzhälfte ein. Für jeden, der es mit den Seebuben hält, war das einfach schön anzuschauen. Nur eines passte in der ersten Halbzeit nicht ins Bild: die Chancenverwertung.
Bis in den Strafraum war vieles perfekt, doch der krönende Abschluss fehlte immer wieder. Mal ging der Ball knapp daneben, mal stand Phönix-Goalie Arlotta im Weg und der zeigte eindrücklich, weshalb er zu den besten Torhütern im Regionalfussball gehört. Auf der anderen Seite blieb Phönix Seen lange harmlos, kam aber trotzdem zweimal gefährlich vor den Kasten: einmal per Kopf drüber, einmal nach einem Fehler im Herrliberger Aufbau und diesmal zappelte der Ball im Netz. Lichtin im Tor war chancenlos.
Für das Tor in der ersten Halbzeit für Herrliberg war Vizner verantwortlich. Dieser schnappte sich den Ball bei einem Freistoss, zirkelte ihn frech auf den kurzen Pfosten und traf! Mit diesem Resultat ging’s in die Pause, aber die Körpersprache sprach Bände: Herrliberg hatte noch nicht genug.
Nach dem Seitenwechsel blieb das Heimteam dominant und suchte weiter konsequent den Weg nach vorne. Und dann kam die Szene, die das Spiel endgültig drehte: In der 57. Minute klärte ein Phönix-Verteidiger im Strafraum klar mit der Hand und der Schiri zögerte keine Sekunde und zeigte auf den Punkt. Daull übernahm die Verantwortung und verwandelte eiskalt: 2:1!
Ab diesem Moment war der Bann gebrochen. Herrliberg spielte weiter wie entfesselt, während bei den Gästen langsam die Köpfe hingen. Phönix kam kaum mehr in die Zweikämpfe, das Heimteam hatte alles im Griff. In der 70. Minute machte Farah mit einem satten Abschluss das 3:1 und nur acht Minuten später legte Gaube nach einem wunderbar herausgespielten Angriff das 4:1 nach. Zwei herrliche Tore zum Endstand.
Phönix Seen fand keine Antwort mehr. Herrliberg kontrollierte das Spiel souverän, liess Ball und Gegner laufen und hatte sichtlich Spass am Fussball, genau so, wie man es von diesem Team sehen will.
Eine rundum überzeugende Leistung des FCH, der sich mit Spielfreude, Teamgeist und Effizienz für die Pleiten der letzten Saison revanchierte. Wenn Herrliberg so auftritt, macht’s einfach Freude zuzuschauen.